Sorge um Sorge

Neue Ungewissheit ließ neue Sorgenfalten in Sagas Antlitz einziehen. Die Arbeitsstelle in Walvis-Bay hatte sich entschlossen, grünere Weideflächen in einer Ortschaft im Inland zu suchen. Für diese Suchaktion kam Saga in den unverhofften Genuss, manchmal wochenends in Walvis-Bay das Haus einhüten zu dürfen, damit die kleinen Haushunde versorgt wären. Eigentlich hätte Saga gern wenigstens ihre Nichte Susa mit an diesem ungewohnten Wohnerlebnis teilnehmen lassen, aber damit waren die ehemaligen Nachbarn nicht einverstanden.

Schließlich planten die ehemaligen Nachbarn sogar eine ganze Woche Umzugs- und Urlaubahngelegenheit ein. Dazu mussten alle anderen Arbeitsstellen von Saga ihr eine Woche Urlaub gewährleisten, die Saga dann mit Hauseinhüten absitzen konnte. Emma und Susa waren auf sich gestellt und Saga hoffte, dass beide Kinder vernünftig genug wären, um brav weiter die Schule zu besuchen.

Sie konnte stolz auf ihre Kinder sein, denn brav waren sie wirklich. Leider wurde die Rechnung ohne Hirni gemacht! Er tauchte zu den ungelegensten Zeiten in ihrer kleinen Behausung auf, bis er sogar schon heimisch wurde und sich nächtliche Unterkunft erzwang. Da tauschten die beiden Kinder das letzte Haushaltsgeld gegen eine Telefonkarte und klingelten Saga aus dem vermeintlichen Schlaraffenleben.

Saga war zwischen versprochener Pflicht und mütterlicher Pflicht hin- und her gerissen. Tatenlos wollte sie nicht bleiben und doch durfte sie das Haus nicht ohne Aufsicht lassen. Sie rief bei E. an und schilderte ihr Problem. E. riet ihr, nun doch ernsthaft mit der Polizei zu drohen, egal wie die liebe Verwandtschaft das beurteilen mochte. Immerhin bestünde bei den Verhältnissen und der Hilflosigkeit der beiden Mädchen die Gefahr, dass sich Hirni die Situation unmännlich zunutze machen könnte und die Mädchen dann ewig an den Folgen zu leiden hätten.

Seltsamerweise hatte Hirni genug Respekt vor Saga, dass er sofort das Weite suchte, als er erfuhr, dass sie Saga benachrichtigt hätten.

Der Schreck saß unserer Saga dennoch in den Gliedern und sie beschloss, nicht wieder für irgendwelche Dienste der Hausbetreuung zuzusagen. Die ehemalige Nachbarin verstand diese Entscheidung überhaupt nicht und reagierte sehr zornig ob dieser Undankbarkeit. Außerdem könne sich Saga doch gar nicht leisten, die gute Bezahlung für quasi Mußestunden auszuschlagen.

Saga leistete es sich. Ihre Kinder waren ihr wichtiger. Ganz müßig war sie sowieso nie, denn ihr Pflichtgefühl hatte sie jeden Tag beschäftigt gehalten, sei es mit Hauputz oder Gartenarbeit.

Dann brach der letzte Tag mit der Arbeitsstelle in Walvis-Bay an, der zum Glück trotz der vorigen Unstimmigkeit recht versöhnlich verlief. Saga profitierte von all den Kleinigkeiten und Gegenständen, die vom Umzug ausgeschlossen waren. Anschließend durchlief Saga etliche Odysseen durch andere Haushälter und erlebte die verschiedensten Arten, wie manche Arbeitsgeber sich das Verhältnis zu Angestellten vorstellten, bzw. welche Ansprüche sie stellten:

Sie sollte für ein Taschengeld Sklavendienste von 7 Uhr morgens bis 19 Uhr abends leisten. Sie sollte schwere Kisten und Kästen schleppen oder neben der Hausarbeit Autos putzen. Sie sollte sich mit Rottweiler Hunden anfreunden, die aber selbst keinerlei Wert auf Freundschaft mit Saga legten. Sie sollte mit Freuden einige Kilometer von und zur Arbeitsstelle
laufen, ohne dass sie Müdigkeitserscheinungen zeigte, wenn sie die Arbeit anfing. Ihr wurde Taxigeld versprochen, das am Monatsende mit der größten Selbstverständlichkeit vom Gehalt abgezogen wurde. Jeder Handgriff wurde betont unauffällig beobachtet, so dass der Eindruck erweckt wurde, dass man Frau Kriminell persönlich ins Haus gelassen habe. Sie sollte der alteingesessenen Hausangestellten mit ihrem Arbeitseinsatz zur Hand gehen, während sich die vorige Trine einem noch ausgeprägteren Faultierdasein hingeben durfte … und trotzdem mehr Gehalt als Saga bezog. Saga durfte sich durch angesammelte Hinterlassenschaften von Pinschern graben und durch die ölig, fetttriefende Küchen segeln um anschließend festzustellen, dass Trinchen den Anspruch auf den Titel „ Mademoiselle Rohes Ei“ genießen durfte..

Endlich tat sich wieder eine geregelte Arbeitsstelle in einem Firmenbüro auf, mit der Saga zufrieden war.