Hirni tritt in Aktion

Irgendwann kam Saga nicht zur Arbeit. Das war eine neue Erfahrung für E. Erst gegen Mittag tauchte Saga auf, mit den Nerven ziemlich fertig. Hirni hatte anscheinend schon eine ganze Weile keine Pillen gegen seine Epilepsie/Aggressivität genommen. Er geriet schon am Wochenende außer Kontrolle und Opa holte Saga zu Hilfe. Saga konnte aber kaum beruhigend auf Hirni einwirken. Schließlich terrorisierte Hirni die arme Saga auch bei ihrer Montagsarbeit in der Stadt. Saga steckte ihm Geld zu, damit er verschwinden solle.

Montagabend geriet Hirni ganz außer Kontrolle. Er suchte Saga zu Hause auf und tobte. Mit Hilfe der Polizei konnte Hirni festgenommen werden und in die geschlossene Abteilung des Krankenhauses gebracht werden. Dort wurde er ans Bett gebunden und mit Beruhigungsmitteln behandelt. Opa war froh. Er war Hirni, seinen Sohn, eine Weile los und Saga konnte sich um ihn kümmern. Saga war also am Morgen schon wieder im Hospital und holte die Kleidung zum Waschen ab und kam deshalb erst gegen Mittag zur Arbeit.

Kaum war Hirni wieder etwas ruhiger, fing er an, am Hospitalessen herumzumäkeln. Opa hörte davon und erwartete von Saga, dass sie ihn mit „Abwechslung“ beköstigen sollte. Saga, die ja noch an der Clubkarten Erfahrung zu tragen hatte, kaufte von ihrem wenigen Geld Äpfel, die sie sich für ihren eigenen Haushalt nicht leisten konnte. Sie brachte Brot mit Marmelade an, während Hirni das volle Mittagessen mit Kartoffeln und Fleisch und Gemüse großmütig abwies. Saga ärgerte sich maßlos. E. bestärkte sie darin, dass es nicht ihre Pflicht sei, für Hirni zu sorgen. Es ist Opas Sohn und sie habe erst an ihre eigene Tochter zu denken. Saga versuchte, sich an den Rat zu halten, trotz der heftigen Vorwürfe von Opa. Opa zahlte aber auch nicht einen Cent für Waschpulver oder Beköstigung seines Sprösslings.

Hirni sprach auf die Medikamente an, und durfte tagsüber aus dem Hospital raus. Sein erster Weg führte ihn zu Sagas Haus, wo er sich während ihrer Abwesenheit an ihren Vorräten labte. Er schlürfte den Rest ihres teuren Kaffees und süßte ihn mit vielen gehäuften Teelöffeln Zucker, bis die Quelle versiegte. – Wie war er in das Zimmer gekommen? Nun, Saga hatte nur einen Schlüssel. Den „versteckte“ sie bei ihrer Wohnung, damit ihre Tochter mittags ins Zimmer konnte. Logisch, dass die Familie mitkriegte, wo der Schlüssel zu finden sei.

Saga traute ihren Augen nicht, als sie nach Hause kam. Da Hirni friedlich ins Hospital zurückspaziert war, trieb ihr Zorn sie zu Opa.
Opa hörte ungerührt zu, als Saga ihn mit Vorwürfen ob seines missratenen Bengels überschüttete. Dann erinnerte er Saga daran, dass das arme Kind doch krank sei. Er könne doch nichts dafür. Sie müsse Geduld mit ihm haben. Sagas Ärger prallte wie gegen einen Wattebausch. Sie konnte nichts ausrichten und Opa tat so, als hätte er nichts mit der Sache zu tun.

Saga weigerte sich auf E.s Anraten, Hirni weiter mit Essen zu versorgen. Sie weigerte sich auf eigenen Entschluss hin, ihn weiter im Hospital zu besuchen. Ihrer Tochter stellte sie frei, in Hospital zu gehen. So konnte sie wenigstens indirekt vernehmen, wie es Hirni ginge. Hirni führte sich auf, wie ein König. Er empfing Emma mit Vorwürfen, weil er schon 3 Tage in der gleichen Kleidung herumlaufen müsse. Saga hätte dafür zu sorgen, dass alles gewaschen werden müsse.

Jetzt war Saga endgültig böse. Sie tobte ins Hospital und stellte umgehend sehr deutlich fest, dass sie kein Stück Wäsche mehr für ihn waschen würde. Es sei auch nicht Aufgabe ihrer Tochter. Und dann kehrte sie Hirni für eine Weile den Rücken zu.

E. erkundigte sich nebenbei, wie alt denn das arme, kranke Kind sei. 17 Jahre war Hirni zu dem Zeitpunkt.
E.: „ Das ist doch kein Kind mehr. Das ist ein junger Mann.“
Saga: „Aber er ist doch krank.“
E.: „Unsinn. Er ist alt genug, um zu wissen, dass er seine Medizin braucht. Und mit Medizin ist er gesund. Mit eurer Einstellung fordert ihr ihn nur dazu auf, unselbständig zu bleiben.“

Ach, und wie oft sollte E. auch in Zukunft darauf hinweisen, dass Hirni erwachsen sei, dass er Sagas Mitgefühl nicht bedürfe und dass Opa selbst nach seinem Sohn gucken solle. Mit der Bezeichnung „Kind“ sollte Hirni auch in Zukunft manche Narrenfreiheit auf Kosten Sagas bekommen.

Vorläufiges Ende von Episode 3. Wir werden die Fortsetzungen, in anderen Episoden mit eingeflochten, mit gebührender Würdigung weiter erleben.