Saga erbt !

Eine ältere Dame folgte den Weg jeden irdischen Lebens und hinterließ an ihre Verwandtschaft aus Deutschland einen Haushalt voll Kleidung, Ladenhüter und Geschirr. Da die ältere Dame mit E.‘s Familie befreundet war, ergab es sich, dass E. und Familie bei der Haushaltsauflösung behilflich war. Was sollte schließlich die Verwandtschaft mit der Kleidung und dem meisten Geschirr in Deutschland?

Beim Aussortieren wurden auch viele Sachen für die Müllabfuhr aussortiert, weil man sich nicht vorstellen konnte, dass noch jemand Interesse daran haben könnte. Das ließ E. aber nicht zu.

„Außer Küchenunrat und Papier wird hier eigentlich kaum etwas weggeworfen, wenn es auch nur entfernt noch zu gebrauchen wäre. Ich kenne da jemanden, der die alte Kleidung gern verkaufen würde, um ein kleines Taschengeld zu verdienen, falls die Person es nicht selbst gebraucht.“

Ja, und dann wanderten etliche schwarze Plastiksäcke, gefüllt mit altem Geschirr oder Kleidung, in den Haushalt von E. Ihr Mann bekam einen riesigen Schreck und sah sich im Geiste schon auf der Müllhalde wohnen.

„Keine Sorge, mein lieber Mann“ besänftige E. ihn. Das wird schon in 2 Tagen von Saga mitgenommen.

Saga kam sich mal wieder vor, als hätte sie das große Los gezogen. E. wusch die Kleidung mit der Waschmaschine, damit der Modergeruch durch die lange Lagerung im Schrank verschwinden sollte. Saga ließ mit Freuden das Bügeleisen über Hosen und Hemden gleiten, die in den 60‘er Jahren die Männerherzen haben begeistern können. Sogar Hosen mit Knopfleiste fanden sich darunter – hochmodern für die heutige Zeit, da sich wieder beknöpfbare Hosen in den Geschäften auf neue Eigentümer freuen. Diese Hosen waren zwar auch genau in der Größe von E.‘s Mann, aber der wehrte entsetzt ab und versicherte, dass er sich lieber weiterhin dem Reißverschluss anvertrauen wollte.

Ein besonders kostbares Stück war ein Herrenschlafanzug aus Seide. Locker, luftig und aus heutiger Sicht zum Schießen komisch – aber wohl nur aus weiblicher Sicht. Die Herrenwelt distanzierte sich mit hoch erhobener Nase von diesem Bekleidungsstück, das nur im Bund mit einem Band zu schließen war.

Außerdem fanden sich etliche Hüte in der Vielfalt der ererbten Stücke. Hüte haben eine besondere Anziehungskraft, weshalb E. eine ganze Weile vor dem Spiegel zubrachte. Allerdings gab sie sich dieser eitlen Beschäftigung hin, als sie allein im Hause war. Da konnte sie dann auch alle Gesichtsausdrücke passend zu den Hüten ausprobieren, ohne dass jemand Vergleiche zu ihrem geistigen Allgemeinbefinden treffen würde.

Für Saga fanden sich in den Säcken auch viiiiiele Handtaschen und Schuhe. Sie konnte sich die besten Schuhe für den eigenen Gebrauch aussuchen. Zur großen Freude passten sie wie für sie geschustert und kamen gerade rechtzeitig, da ihre anderen Alltagsschuhe kaum noch vom Oberleder zusammengehalten wurden.

Den ganzen Segen konnte Saga gar nicht nach Hause schleppen, weshalb E. die schwarzen Säcke des Reichtums mit dem Auto beförderte.

„Denk dran, Saga, das ist für dich und nicht für deine Verwandtschaft. Wenn sie etwas haben möchten, müssen sie erst zahlen und nicht mit Versprechungen kommen. Sonst verkaufst du es lieber an andere!“

„Keine Sorge, Mevrou. Diesmal bekommen sie nichts, auch nicht ein Stückchen!“ äußert sich Saga nachdrücklich.

Und tatsächlich: Anscheinend hat nicht mal die Freundin etwas bekommen, die bei den Verkaufsgängen mitmarschierte. Sie musste sich mit ihrem spärlichen Gewinn zufrieden geben, während Saga freudig ihren Wocheneinkauf tätigen konnte: Maismehl für den Rest des Monats, Waschpulver, Zucker und Margarine.

Vielleicht stimmt die Behauptung: Der Geiz kommt erst mit größerem Besitz!