Saga bekommt größere Wohnverhältnisse … versprochen

Sagas Vermieter trat mit der frohen Botschaft an Saga heran, dass der Mieter der Garage ausziehen wolle. Da Saga eine geregelte Zahlerin sei, sollte sie in den Genuss der größeren Wohnverhältnisse kommen und in die Garage einziehen dürfen. Allerdings müsse sie mit der geringfügigen Mieterhöhung von N$ 50,00 rechnen.

Saga sah diesem Versprechen mit gemischten Gefühlen entgegen. Einesteils freute sie sich über die Aussicht, fast dreimal so großen Wohnraum zu bekommen, andererseits hegte sie Bedenken wegen der höheren Miete. E. versuchte, die Bedenken zu zerstreuen. Bis zum Umzug sei sowieso die jährliche Gehaltsaufstockung fällig, die leicht die N$ 50,00 decken würde. Außerdem wäre die Mieterhöhung geradezu gering, wenn man die Wohnfläche mit dem Zimmerchen vergliche. Das fand Saga denn auch und freute sich schon mal vorsichtig auf den großen Tag. Diese Vorfreude teilte sie bei Gelegenheit natürlich der Verwandtschaft mit. Onki und Opi zeigten sich beeindruckt, dass Saga solch ein Glück beschert sein sollte.

Der Garagenbewohner machte vorerst jedoch keine Anstalten, aus der Garage auszuziehen. Dafür stellte sich die Verwandtschaft des Vermieters ein, nämlich seine Schwester nebst zeitweiligem Gatten und dreier Kinderlein, die das größte Interesse an der Möglichkeit bekundete, die stolzen künftigen Mieter der Garage zu werden. Der Vermieter wurde fast bleich vor Schreck. Er beschwor Saga, doch bitte sofort in die Garage einzuziehen, sobald sie frei würde. Er habe ihr die Garage versprochen und wünschte nichts sehnlicher, als dass sie in den Nutzen dieses Luxusses kommen solle.

Saga grübelte beim Bügeln: „Ich kann doch seiner Familie nicht den Wohnplatz wegnehmen! Sie haben schließlich das erste Anrecht auf eine sichere Unterkunft!“

E. belehrte sie: „Ich kann dir sagen, warum der Vermieter so verzweifelt hofft, dass du schneller als seine Verwandtschaft seiest. Seine liebe Schwester scheint von der gleichen Art zu sein, wie deine Familie: Viele Versprechungen und anschließend Betrug und Enttäuschung. Von dir bekäme er die Miete ganz bestimmt, von ihnen keinen Cent. Dein Zimmerchen werden sie nicht haben wollen, da könnte er dann andere Mieter hineinsetzen.“

Saga grübelte weiter und hatte in den nächsten Tagen viel Zeit dazu. Schließlich entschloss sie sich, in ihrem Zimmerchen zu bleiben. Zwei Vorfälle bestärkten sie in ihrem Entschluss:

Des Vermieters Schwester drohte Saga, dass sie von der Garage absehen solle, denn sie habe sich fest dazu entschlossen, in just dieses Domizil umzusiedeln. Der Vermieter dagegen flehte sie geradezu an, doch bitte, BITTE! durch ihren Umzug das Unheil abzuwehren. Saga wollte nicht als Pufferzone für den Familienstreit gelten und wollte lieber verzichten.

Ausschlaggebend für ihren Verzicht war allerdings die Bedrohung durch die eigene Familie, nämlich durch die freundliche Nachfrage von Onki und Opi:

„Wann ziehst du denn nun endlich in die Garage um? Wir haben schon im Inland Bescheid gesagt und die Familie eingeladen, bei dir zu wohnen, weil du dann ja mehr Platz hast.“

Saga schimpfte: „Wie kommen sie dazu, mir die Leute einzuladen? Ich will gar nicht umziehen, denn mit der höheren Miete kann ich mir absolut nicht leisten, alle anderen mitzufüttern. Warum wollen meine Leute das einfach nicht verstehen?“

E. war eine geduldige Zuhörerin und dachte so bei sich, dass man wenigstens keinen Herzinfarkt bekäme, wenn man seinem Ärger durch Zornesausbrüche Luft machte. Als Saga die Argumente ausgingen, wies E. sie darauf hin, dass es immer noch an ihr läge, „Nein!“ zum Besuch zu sagen. Solange sie dies nicht könne, werden immer die Verwandten ihr Leben bestimmen wollen, bzw. ihre Großzügigkeit ausnutzen.

Endlich zog der Garagenbewohner aus … und des Vermieters Schwester zog ein. Fast 9 Monate musste der Vermieter ohne das zusätzliche Einkommen auskommen! – E. hatte sich wieder als Prophetin bestätigt.

Dann übersiedelte tatsächlich Saga in die versprochene Garage. 9 Monate ist sie von E. mit Argumenten gespickt worden, dass sie erkennen müsse, Herrin über ihr eigenes Schicksal zu sein. Diese 9 Monate trugen Früchte! Als hartnäckig die Verwandtschaft aufgrund von Onkis und Opis Einladungen anrückte, ließ Saga sie abblitzen und verwies sie auf Unterkunft und Verpflegung bei denjenigen, von denen die Einladung ausgegangen war.

Irgendwie musste E. sich zu ihrer Schande eingestehen, dass dieser kleine Sieg ihrem inneren Wohlbefinden äußerst gut tat.