Emmas Arbeitserfahrung und Ärger mit der Babysitterin
Emma konnte froh sein, dass sie bei dem übersättigten Arbeitsmarkt eine Stelle bekommen hatte. Sie war Aushilfskraft in einem Lebensmittelladen und durfte anfangs die Waren in die Regale räumen. Leider war diese Arbeit unbeständig und erst am Ende der Woche erfuhr sie, an welchen Tagen in der kommenden Woche sie arbeiten durfte. In der Zeit musste sich jemand um das Baby kümmern.
Saga erkundigte sich nach einer Hilfskraft, aber sie fand niemanden. Schließlich bat sie ihre schwerhörige Schwester um diesen Dienst und bot ihr auch ein kleines Entgelt an. Die Schwester sagte also zu und bewohnte tagsüber mit dem Baby die Wohnung von Saga. Es war für sie eine sehr geruhsame Aufgabe, konnte sie doch den ganzen Tag damit zubringen, die Teevorräte und den Zucker von Saga zu reduzieren. Ab und zu wurde das Baby gefüttert oder gewickelt, und jeweils dazwischen begab sie sich in die arbeitsintensive Beschäftigung, die man „Ruhe der Glieder“ bezeichnet. Der gefüllte Windeleimer wartete bis abends auf Saga, denn auch wenn Emma manchmal schon nachmittags nach Hause kam, ließ sie sich nach ihrem beschwerlichen Arbeitstag von der Arbeitsauffassung ihrer Tante anstecken.
Pro Tag verdiente die Sagas Schwester ganze N$ 10,00. Dieses Geld musste die Tochter von ihrem Gehalt zahlen, das kaum viel mehr einbrachte und gerade für die Milch für das Baby reichte.
Es war ein mühsames Bestehen, denn jeder kleine Beitrag, den Saga nach Haus brachte, wurde von der Schwester mit Neid betrachtet. Außerdem fiel ihr immer gerade dann ein, was sie dringend nötig hätte, seien es Kleidungsstücke, nutzlose Ornamente oder sogar die Puppe, die Susa geschenkt bekommen hatte. Am liebsten wäre Saga sie losgeworden, aber dann hätte sie wieder niemanden, der auf das Baby aufpassen könnte. Oft genug verlangte die Schwester, dass für sie ein Taxi gezahlt werden musste damit sie hoheitsvoll nach Hause fahren konnte oder morgens rechtzeitig kommen konnte. Um sie nicht ganz bei sich wohnen zu lassen und dadurch zu provozieren, dass die Schwester ganz einzog, zahlte Saga zähneknirschend die Taxifahrt. Die liebe Schwester spielte regelrecht mit ihrer wichtigen Position und ließ sich regelmäßig betteln, bis sie gnadenvoll wieder einen Tag einhütete. Manches Mal tauchte sie spät auf, wodurch Saga dann wiederum spät zur Arbeit erschien. Etwas besser wurde es, als Saga auf E.’s Anraten die Taxigebühr vom Gehalt abzog.
Außerdem verlangte die Schwester nun regelmäßig Unterstützung in Form von Lebensmitteln für ihre Familie. Die N$ 20,00 pro Woche seien zu wenig und würden kaum für ihre Zigaretten reichen. Saga glaubte, sich verhört zu haben.
„Wie kann sie an Zigaretten denken, wenn die Kinder nichts zu essen haben!“ regte sie sich bei E. auf.
„Weißt Du, was die Farmer bei ihren Angestellten machten, wenn sie sahen, dass sie das Geld unvernünftig anwendeten?“ erzählte E. ihr. „Sie kauften von dem Gehalt die nötigen Lebensmittel und gaben ihnen dafür weniger Geld zum Verschwenden. Mach das doch auch so. Statt Geld gibst Du ihr Maismehl, Zucker und Waschpulver. Das kann sie nicht rauchen, und sie plagt dich dafür weniger mit extra Ansprüchen.“
Saga ließ sich zu dieser grausamen Tat überreden, während E. sich wünschte, als Mäuschen den Skandal miterleben zu können. Die Empörung blieb auch nicht aus. Fast wollte die Schwester gar nicht mehr zur „Arbeit“ antreten, aber ein ernstes Wörtchen ihres Sohnes bewegte sie dann doch wieder zu ihrer „Wirkungsstätte“.
Emma klagte bald über die Art, wie sie bei der Arbeit behandelt wurde. Sie wurde unterschiedlich eingesetzt und die Chefin ließ ihre schlechte Laune an ihr aus. E. riet Saga, ihrer Tochter gut zuzureden. Je fleißiger und freundlicher sie sich zeigte, desto eher würde sie als nette Person angesehen und in ihrer Position behalten. Immerhin war es schon ein gutes Zeichen, dass sie nach der Feriensaison in dem Geschäft bleiben durfte.
Der Rat wurde beherzigt und schon bald wurde Emma als Assistentin in der Backabteilung eingesetzt und schließlich in die vertrauensvolle Position als Kassiererin. Da blieb sie jedoch nicht lange, denn gleich in der ersten Woche musste sie sich für verlorenes Geld verantworten. Emma beteuerte ihre Unschuld und dass der Betrag in der Kasse bei Abgabe gestimmt habe, aber ihr wurde nicht geglaubt. Sie musste zu einem vertraulichen Gespräch erscheinen, bei dem sie noch einmal ihre Sicht der Sachlage darstellen durfte. Dabei rutschte der direkt Vorgesetzten das Geständnis heraus, dass sie allein noch mal die Kasse durchgezählt habe.
Der Geschäftsleiter rügte sie: „Du weißt, dass es bei uns die Regel gibt, dass niemals einer allein das Geld in der Kasse nachzählen darf. Es gab doch schon mal Probleme damit.“
Dann besann er sich, dass Emma noch anwesend war. Sie wurde schnell aus dem Gespräch entlassen. Es wurde keine weitere Anklage gegen sie erhoben, aber sie wurde degradiert und durfte wieder nur noch die Regale mit Waren bestücken. Ob ihre Vorgesetzte spezial gerügt wurde, konnte Emma nicht feststellen. Jedenfalls wurde sie nicht mit einem niederen Posten bedacht und durfte ihre Position behalten.
Es dauerte noch ein paar Monate, bis Emma wenigstens zurück in die Backstube durfte.