Clair's Blog | Ich steh' zu mir - Du auch?

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Leben mit dem Missbrauch

Fast jeden Tag hört man neue Meldungen in Funk und Fernsehen über missbrauchte Kinder. Man liest es, findet es grauenvoll und hat Mitleid mit den Opfern.
Selten jedoch kann man genauer dahinter schauen. Am schlimmsten sind in meinen Augen die Fälle, wo Täter und Opfer zur selben Familie gehören. Besonders hier kann man nicht verstehen, warum keiner eingegriffen hat, warum sich niemand gewehrt hat. Wer es nicht selbst erlebt hat, kann nicht nachvollziehen, was innerhalb einer Familie vorgeht, die so etwas erlebt.

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Als Opfer, als sehr Nahe Bezugsperson des Opfers oder Familienangehöriger kann man sich eben nicht ohne weiteres vom Täter distanzieren, so gerne man es möchte. Leider bleibt man verwandt. Familienbeziehungen sind voneinander abhängig und nicht mit allen kann oder will man brechen.
Am schlimmsten ist es, wenn einzelne Familienmitglieder vor der Tatsache des Missbrauches die Augen verschließen und nach dem Motto handeln, dass nicht sein kann was nicht sein darf. Daraus kann sich die Situation entwickeln, dass man alleine da steht, wenn man denn etwas gegen den Täter unternehmen möchte. Man muss sich der Frage stellen, will ich mit meiner ganzen Familie brechen und Anzeige erstatten oder versuche ich dafür zu sorgen, dass es keine Gelegenheiten mehr für den Täter gibt und erhalte mir meine Familie.

Diese Zwickmühle ist nicht zu lösen. Einerseits möchte man den Täter belangen, weil man absolut kein Verständnis dafür entwickeln kann wie ein erwachsener und vor allem intelligenter Mensch so etwas tun kann, außerdem will man nicht, dass eigene Kinder, Nichten und Neffen weiterhin der Gefahr ausgesetzt sind. Andererseits möchte man aber Geschwister, Cousins und Cousinen und vor allem Eltern nicht verlieren.
Noch schwerer wird es, wenn Familienmitglieder mit Selbstmord drohen, falls man etwas unternimmt, weil sie Ehemann, Geschwister oder Kinder nicht verlieren wollen. Dann kann man sich überlegen, woran man eher schuld sein will …
Eines kann ich mit Bestimmtheit sagen, wirklich verhindern, dass kein Kind in der Familie der Gefahr ausgesetzt ist, kann man nicht. Man ist nicht in der Lage eine ständige Kontrolle auszuüben, da kann man noch so nah dran sein. Unter diesem Gesichtspunkt sollte man eher die Anzeige wählen. Jedoch wie ist es, dann von der gesamten Familie geächtet zu werden?

Ich wünsche jedem, der in diese Zwickmühle gerät, das Richtige zu tun. Helft den Opfern!

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