Nun hatte ich meine Diagnose Krebs. Einerseits schwirrte mir der Kopf und die Gedanken kreisten, Verzweiflung machte sich breit, anderseits wusste ich instinktiv, das ist in den Griff zu bekommen. Warum, kann ich Euch nicht sagen, es war einfach so.

Trotzdem sah ich mein Leben zerbrechen. Am schlimmsten war, dass über mir eine schwarze Wolke schwebte, die mir das Wichtigste unmöglich machen würde, was ich einige Wochen später geplant hatte. Ein Ereignis, dass für mich das größte Geschenk meines Lebens sein würde.

Etwas, dass ich mir sehr viele Jahre gewünscht hatte und von dem ich glaubte, es würde niemals geschehen. Vor einem halben Jahr war es geschehen und in einigen Wochen wäre der Termin gewesen für ein Treffen, das mir unendlich viel bedeutet hat. Ich sah all das den Bach runter gehen. Ich hatte niemandem von meinem Vorhaben erzählt und eigentlich sollte das auch niemand wissen.

Leider kam aber an dem Abend alles anders. Zu Hause rückte ich ziemlich schnell mit der Diagnose raus. Ich stand viel zu sehr unter Schock, als das ich das für mich behalten hätte können. Außerdem bin ich noch nie ein Mensch gewesen, der mit den Dingen hinter dem Berg gehalten hat. Selbst die Tatsache, dass ich mein Vorhaben geheim halten wollte, machte mir zu schaffen, da ich ja gezwungen war, eine Lüge zu erfinden, um es durchführen zu können. An dem Abend war dann aber alles egal. Ich trank Whisky, nicht wenig, und machte meinem Herzen Luft. Ich schrie meine Ängste förmlich hinaus und nicht nur meine Ängste, sondern alles, was sich die letzten Jahre so in mir aufgestaut hatte, weil ich es nicht aussprechen möchte. Am Ende erzählte ich auch von meinem Vorhaben und meiner Lüge.

Irgendwann bin ich völlig ausgelaugt und total betrunken in mein Bett gefallen und eingeschlafen. Mir war alles so egal. Auch wenn meine Familie mit relativ viel Verständnis reagiert hatte. Für mich war klar, in meiner Situation würde jeder so tun, als würde er mich verstehen. Ich wollte auch nicht mehr über Konsequenzen nachdenken oder Lösungen finden wie ich es sonst normalerweise sofort tat, wenn es Probleme gab. Ich wollte nur vergessen und schlafen …