Stalking - Verehrung durch Aufdringlichkeit
StalkingWenn Männer ihre Ex-Frau mit Telefonanrufen terrorisieren, wenn Frauen ihrem Lieblingssänger um die halbe Welt nachreisen, wenn Bewunderung oder Liebe in Belästigung und Gewalt umschlägt – dann sprechen Fachleute von "Stalking". Das Phänomen ist eigentlich uralt, Psychologen haben bereits vor 100 Jahren den so genannten "Liebeswahn" beschrieben.

In Deutschland kommt es jedes Jahr zu geschätzten 500.000 bis 600.000 Stalking-Fällen. Stalking ist keine Ausnahme: 17,3 Prozent der deutschen Frauen und 3,6 Prozent der Männer waren schon einmal davon betroffen. Das ergab eine Umfrage des Zentralinstitutes für seelische Gesundheit in Mannheim.

Stalking (engl.) meint das Anschleichen, Anpirschen an das Wild.
Dieser Begriff steht aber inzwischen in angloamerikanischen Ländern, sowie in Belgien, Holland, Japan und jetzt auch in Deutschland für das fortgesetzte Verfolgen, Belästigen und Terrorisieren eines Mitmenschen. Verbunden ist dies mit Telefonterror, Androhung von Gewalt, ständigem Auflauern und öffentlichen Szenen, eben das Ausüben von Psychoterror durch jedwede Verfolgung des Opfers mit psychoterroristischen Verhaltensweisen.

Stalking ist keineswegs ein exotisches Randthema. Laut einer Meta-Analyse verschiedener Studien sind ein Viertel aller Frauen und zehn Prozent der Männer mindestens einmal im Leben Opfer von Stalking. Die Dauer der Verfolgung liegt im Schnitt selten unter zwei Jahren, es kommt also zu massiven Veränderungen des Alltags sowohl von Opfer als auch Täter. Stalking ist ein Phänomen, das in etwa der Hälfte der Fälle bei Beziehungsproblemen beziehungsweise nach einer zeitlichen Trennung oder einer Scheidung auftritt. Opfer sind auch Prominente und ebenso Ärzte.

Häufig, aber nicht immer, beruht Stalking auf dem Begehren des Täters oder der Täterin, das Opfer zu einer Beziehung mit ihm zu bewegen oder dieses zu schikanieren, weil es sich weigert, dem Ansinnen des Täters zu folgen. Im weitesten Sinne kann hier also von „Psychoterror“ gesprochen werden, der in der Regel auf der Wahnvorstellung des Täters beruht, das Opfer werde oder müsse die Zuneigung des Täters erwidern. Wenn der Täter merkt, dass sein Bemühen um Aufmerksamkeit erfolglos bleibt, kann seine Motivation in Hass, Rache oder Vergeltung umschlagen. Die oft gebrauchte Bezeichnung „Liebeswahn“ ist jedoch kein Synonym für Stalking, sondern lediglich der Grund, warum ein großer Teil der so Täter handelt.
Heute spricht man auch dann von Stalking, wenn eine solche Motivation des Täters, also ein enges Verhältnis zum Opfer herzustellen, nicht vorliegt - salopp gesprochen: wenn der Täter von vornherein keine Liebe gegenüber dem Opfer empfindet -, sondern wenn er es ausschließlich, aus welchen Gründen auch immer, drangsalieren will.
Ein Motiv hierfür kann dann in Rachegelüsten des Täters für vermeintlich erlittene Kränkungen oder Rechtsverletzungen liegen.

Die oftmals gnadenlose Hetze, kann Monate, Jahre, manchmal ein Leben lang dauern. Stalking ist Psychoterror. Die Opfer leiden häufig unter Schlaflosigkeit, Depressionen und Stress. In der Mehrzahl sind die Täter männlich.

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