Die Auswirkungen von Stalking auf die Opfer sind nicht zu unterschätzen.

Laut einer Untersuchung des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim leidet ein Viertel der Opfer von Stalking an gesundheitlichen Problemen. „Die Folgen entsprechen jenen von Dauerstress: Es kommt zu Hypervigilanz, die sich auch in Schlafstörungen, verschiedenen psychosomatischen Symptomen, Angstzuständen und depressiven Verstimmungen niederschlägt“. Die meisten Opfer berichten von einer massiven Änderung ihrer Lebensführung.
Forscher machten bei der Jahrestagung der American Psychiatric Association in New Orleans deutlich, daß die seelischen Schäden, die die Opfer davontragen können, sich mit anerkannten diagnostischen Methoden feststellen lassen und in ihrer Schwere bisher unterschätzt worden sind.

Psychologen befragten 201 weibliche Opfer in den Niederlanden. Die Frauen waren im Durchschnitt 43 Jahre, die Täter, zu 95 Prozent Männer, 42 Jahre alt. Oft sind Opfer und Täter etwa gleich alt.
59 Prozent der Opfer hatten eine klinisch manifeste seelische Störung, die auf Stalking zurückzuführen war, ergab die Studie (American Journal of Psychiatry 158, 2001, 795). Die Forscher verwendeten das General Health Questionnaire, um die seelische und körperliche Gesundheit der Frauen festzustellen. Zusätzlich wurden Fragen zum Posttraumatischen Streßsyndrom (PTSD) gestellt. Darunter leiden Menschen nach Verkehrsunfällen, Naturkatastrophen, Folter oder anderen Formen der Gewalt. Charakteristisch für das PTSD sind sich immer wieder aufdrängende Gedanken und Bilder von dem gefürchteten Ereignis, Alpträume, ein Gefühl der Hilflosigkeit, Schreckhaftigkeit und Schlafstörungen.
Unter den Stalking-Opfern waren die PTSD-Symptome nur wenig schwächer ausgeprägt als nach einem schweren Verkehrsunfall, einem Flugzeugunglück, dem Tod eines nahen Angehörigen oder nach einer Gewalttat mit anderer Motivation des Täters.
Selbst 308 niederländische Bankangestellte, die auf ein posttraumatisches Streßsyndrom nach Überfällen auf ihre Filialen untersucht wurden, trugen im Durchschnitt geringere seelische Schäden davon als das Gros der Stalking-Opfer.

Die Opfer von Stalking fühlen sich meist in ihrem Leben eingeschränkt. Sie haben das Gefühl bedroht und verfolgt zu werden und fühlen sich dauerhaft bedrängt. Opfer von Stalking beschreiben es .. "Wie eine Krankheit, die man nicht loszuwerden scheint und die einen nicht zum Leben kommen läßt."

Manche Opfer verstecken sich vor ihrem Verfolger. Sie wollen ihn loswerden. Sie fangen an ein unauffälliges Leben zu führen. Einige Opfer vermeiden bewußt Aktivitäten und Situationen, in denen sie irgendwie an den Stalker erinnert werden oder mit ihm konfrontiert werden könnten.

Manchmal haben die Betroffenen Schuldgefühle, die sie dazu verleiten, sich großmütig zu zeigen, in der Hoffnung, so ihrem Verfolger zu entgehen. Die Opfer sehen dann von einer Anzeige oder gerichtlichen Schritten ab, bis es zu spät ist.
Durch länger andauerndes Stalking, können die Opfer an ständiger erhöhter Erregung leiden. Sie sind übermäßig schreckhaft und vorsichtig geworden. Sie werden langsam von den Ereignissen innerlich völlig in Anspruch genommen. Immer wieder müssen sie ihren Bekannten von den Vorfällen berichten. Sie fühlen sich hilflos und schwach. Die Opfer und Betroffenen von Stalking und Gewalt fühlen sich meist allein gelassen, denn niemand scheint ihnen wirklich helfen zu wollen. Sie sehen keinen Ausweg aus ihrer Misere. Der Stalker ist ein unangenehmer Teil ihres Lebens geworden. Selbstzweifel können auftreten, meist verbunden mit Depressionen, sowie Gefühlen von Hoffnungslosigkeit, Ohnmacht, Hilflosigkeit und des Alleinseins. Selbst für frühere Optimisten erscheinen dann manchmal alle positiven Möglichkeiten ihres Lebens wie in weite Ferne gerückt.

Nach längerer Zeit werden die Opfer oft mißmutig und verlieren das Vertrauen in andere Menschen. Sie fühlen sich ständig beobachtet. Ihre Mitmenschen verstehen nicht, daß die Betroffenen in ihren Augen paranoide Züge zeigen.
Die Betroffenen fühlen sich müde und ausgebrannt, Leistungsschwächen bei der Arbeit können die Folge sein.

Gerade die kleinen Angriffe, die für sich gesehen eher der Kleinkriminalität zuzuordnen sind, sind durch die Häufigkeit des Auftretens in der Empfindung der Opfer sehr schlimm. Für die Opfer wird es meist schlimmer empfunden als eine einmalige körperliche Auseinandersetzung oder eine Ohrfeige, die einen Schlußpunkt unter eine Beziehung setzen kann.

Und wie steht es um die Persönlichkeit der Stalker? Sind sie seelisch krank? Das muß man natürlich im Einzelfall prüfen. Bei den Tätern kommt es laut der Studie aus Darmstadt ebenso zu Depressionen und Schlafstörungen. Die meisten, die andere Menschen über längere Zeit belästigen, obwohl ihnen eindeutig klar gemacht worden ist, daß kein Kontakt gewünscht wird, haben eine gestörte Persönlichkeit.
Die Psychiater haben mehr Erfahrung mit der Therapie von Stalking-Opfern als mit den Tätern.

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